
Heute haben wir die Freude, eine neue Mitarbeitende in unserer Praxis für Psychotherapie und Coaching vorzustellen.
In einer Zeit, in der psychische Gesundheit immer mehr in den Fokus rückt, ist es uns ein besonderes Anliegen, ein Team von Fachleuten zu versammeln, das nicht nur über umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen verfügt, sondern auch mit Empathie und Verständnis auf die Bedürfnisse unserer Klientinnen und Klienten eingeht.
Neu im Team Neomentum ist, Sarah Chiller. Sie bringt nicht nur eine fundierte Ausbildung in der Psychotherapie mit, sondern auch Freude für die Arbeit mit Menschen und die Bereitschaft, sich ständig weiterzuentwickeln und Menschen persönlich auf ihrem Weg zu begleiten. Besonders freuen wir uns über Sarah Chillers wissenschaftlichen Hintergrund, der unserem Leistungsangebot noch mehr Tiefe gibt.
In diesem Gespräch möchten wir dir Sarah Chiller vorstellen, ihren Werdegang, ihre Motivation und ihre Ansätze in der Therapie kennenlernen.
Liebe Sarah, seit Februar bist du im Team Neomentum. Herzlich willkommen. Wie war dein Weg vor Neomentum und warum hast du dich schlussendlich entschieden deinen Weg bei Neomentum fortzusetzen?
Zu Neomentum bin ich gestossen, weil der Gründer, Simon Raeber, eine sehr unkonventionelle Stellenausschreibung veröffentlicht hat. In der Ausschreibung stand weder eine konkrete Funktion noch ein genaues Pensum, stattdessen wünschte sich Simon kreative Köpfe, die etwas auszusagen hatten. Von dieser Haltung fühlte ich mich sehr angesprochen. Es war schon von Anfang an klar, dass es hier nicht um eine 0815-Arbeit gehen würde.
Hattest du ein initiales Erlebnis, das dich zur Psychotherapie führte? Was hat dich schlussendlich motiviert, dich der Psychotherapie voll und ganz zu widmen?
Als initiales Erlebnis könnte man bezeichnen, dass ich irgendwann um 2018 rum eher zufällig Bücher von einem Therapeuten las, der mich in seinem Ansatz völlig faszinierte. Damals war ich Professorin an der Kalaidos Fachhochschule und leitete eine kleine Forschungsabteilung, mit Psychotherapie hatte ich also nichts am Hut. Doch von den Büchern wollte ich mehr erfahren, und so geriet ich an die IGST (Internationale Gesellschaft für Systemische Therapie) in Heidelberg, wo ich die angebotenen Kurse in systemischer Therapie regelrecht verschlang. Die Erfahrung war türöffnend und hat meine Sicht aufs Leben grundlegend geprägt. Erst am Ende kristallisierte sich heraus, dass ich die therapeutische Arbeit gerne zu meinem Hauptberuf machen wollte. Ich hängte die Forschungsleitung an den Nagel, fing stattdessen nochmals von vorne an – und hier bin ich nun.
Welche Therapieansätze interessieren dich besonders?
Hm. Natürlich systemisches Denken, das heisst: Mich interessiert immer sehr die Metaebene. Kein Ansatz, keine Methode existiert unabhängig vom jeweiligen Kontext, die gleiche Methode kann je nach Setting hilfreich oder hinderlich wirken, ich orientiere mich daher eher an den Auswirkungen als an einer Methode selbst. Dies ist natürlich eine ganz klassische, systemisch-konstruktivistische Haltung. Allerdings komme ich als Wissenschaftlerin durchaus mit dem radikalen Konstruktivismus ins Gehege, da ich schon davon ausgehe, dass gewisse Dinge faktisch existieren und nicht nur als subjektives Konstrukt. An dieser Schnittstelle bilde ich mich sehr gerne weiter, da gibt es spannende Synthesen.
Ein anderer Gedanke: Mich interessiert alles, was die Menschen radikal ernst nimmt. Die Mündigkeit, die Entscheidung über das eigene Leben liegt in letzter Instanz immer bei der Klientin, dem Klienten. Dies fordere ich von den Ansätzen, mit denen ich arbeite. Unter anderem ist dies ein Grund, weshalb mir das Kliniksetting nicht liegt: Dort wird erwartet, dass ich eine Patientin, einen Patienten beispielsweise «behandle» und «einschätze». Mit dieser paternalistisch anmutenden Haltung kann ich nichts anfangen.
Wie würdest du deinen therapeutischen Stil beschreiben?
Ich glaube, ich bin warmherzig, einfühlsam, gütig. Die Menschen fühlen sich aufgehoben und verstanden bei mir. Bei all der Wärme arbeite ich aber im Grunde konfrontativ, denn ich lege den Finger auf die wunden Punkte, manchmal ziemlich radikal. Ich mute meinen Klienten zu, den Schmerz auszuhalten, und bin dabei sehr empathisch bei ihnen. Das ist eine gute Mischung.
Meine Arbeit ist eher kognitiv. Wir denken über Dinge nach. Ich frage regelmässig, ob wir in der Therapie in die richtige Richtung gehen. Das Reden über Therapie, über ihre Wirkung, die Erwartungen an sie – all dies ist häufig bereits Therapie selbst. Auch hier wieder: Metaebene. Ich bin tatsächlich Systemikerin 😊
Wie gehst du mit Herausforderungen im therapeutischen Arbeiten um?
Ich rede mit anderen Menschen. Dies ist allgemein mein Rezept im Leben. Oder ich lese nach. Häufig sind es nicht die klassischen Fachbücher, die mir eine Antwort geben, sondern philosophischer Literatur.
Ansonsten: Mir hilft sehr das Konzept «Accept Uneasiness». Bisweilen sind die Dinge nun mal schwierig, stockende Therapieprozesse, langweilige Berichte, Reibungen. Dies muss ich dann halt aushalten. Es wird danach wieder besser.
Themen aus der Psychologie und Psychotherapie haben über die Jahre immer mehr Einzug in den gesellschaftlichen Alltag genommen. Wie stehst du dazu?
Ich finde den immer grösser werdenden Selbstoptimierungsdruck und die gleichzeitige Vereinzelung in unserer Gesellschaft nicht gesund. Dass Menschen darunter leiden, wundert mich nicht, somit auch nicht der Anstieg an psychotherapeutischer Nachfrage. Angst, den Anforderungen nicht zu genügen, der unreflektierte Wunsch nach Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit, oder schlicht blanke Einsamkeit treffe ich ständig an. Meine Haltung ist, dass das Verzweifeln an einem verrückten System ziemlich normal ist….
Oder war die Frage anders gemeint? Dass wir mittlerweile an jeder Ecke von «Traumatisierung» sprechen, von «Triggern» und «toxischer Beziehung», Begriffe, die ursprünglich aus der Psychotherapie stammen? Nun ja, das ist der normale Lauf der Dinge, Sprache wandelt sich. Ich glaube, dass wir in der Psychotherapie dennoch die Möglichkeiten haben zu unterscheiden, wann es sich bei einer Beziehung um eine wirklich toxische, und wann nur um ein Schlagwort handelt.
Neomentum bietet exklusiv die Methode IGI® an. Du bist ebenfalls in dieser Methodik ausgebildet worden. Wie waren deine ersten Eindrücke?
Zuerst war ich skeptisch. Weil, wie oben beschrieben, ich nicht einer einzelnen Methode anhaften möchte, sondern diese immer im Kontext betrachte. Das Gespräch mit Simon hat mich in dieser Hinsicht sehr beruhigt. IGI® ist wandel- und vielseitig einsetzbar, ich kann die Methode an die jeweilige Situation anpassen, und somit wird sie zu einem wertvollen Werkzeug.
Worauf freust du dich besonders bei Neomentum?
Die Zusammenarbeit mit Simon! Er hat sich eine Sparringpartnerin gewünscht, um Neomentum weiterzuentwickeln, und die gebe ich sehr gerne. Ich bringe neben dem psychotherapeutischen auch den wissenschaftlichen Hintergrund mit ein, zusammen mit unternehmerischem Denken und Kreativität. Ich freue mich sehr darauf, auch von Simon zu lernen. Die Zusammenarbeit wird bestimmt lustig, oder ist es bereits.
Es ist Wochenende – wie tankst du Energie?
Ich geh wandern! Lange Zeit konnte ich dies aufgrund einer Krebserkrankung nicht, und jetzt, wo ich wieder die Kraft habe, fühle ich mich in den Bergen frei wie ein Vogel. Oder ich spiele Klavier, die gleichen klassischen Stücke wie in der Kindheit, aber mit mehr Reife. Oder ich bin mit meinen Kindern; die Dankbarkeit, sie in meinem Leben zu haben, haut mich manchmal ganz schön aus den Socken.
Liebe Sarah, danke für das Gespräch. Viel Freude und Erfolg bei Neomentum.
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