Achtsamkeit, der Schlüssel zu Selbstfürsorge und persönlichem Wachstum

Achtsamkeit, Beratung, Coaching, IGI®

Momente sind kurz, sagen wir oft. Flüchtig und fragil. Aber warum fallen uns gewisse Momente so sehr auf und wo gehen sie hin, wenn sie weg sind? Was macht diese Momente aus, die sich in unserer Wahrnehmung so stark manifestieren? Es ist unsere Hingabe an diesen Moment. Das volle Sein in ihm und das nicht Sein von allem anderen. Der Moment ist immer da. Aber wir sind es nicht. Wir sind oft abwesend und abgelenkt. Was also können wir tun, um den Moment länger zu erleben? Achtsamkeit leben. Den Fokus auf den Moment legen. Wie dies gelingen kann und wie man Momente selbstwirksam fassen lernt, lesen Sie in diesem Artikel.

Achtsamkeit im Alltag: das Flüchtige fassen lernen

Aus meiner persönlichen Erfahrung und der Arbeit mit Klienten wird mir bewusst, dass Achtsamkeit der Weg ist, um unser inneres Gleichgewicht zu finden und zu bewahren. Wichtig ist mir das Thema, weil Achtsamkeit aus meinem Erleben ein Ausdruck von Selbstfürsorge und Selbstliebe ist. Indem ich achtsam mit mir und dem Moment umgehe, trage ich Sorge zu meinem Wohlbefinden und kann aus dieser Kraft positiv auf mich und die Umwelt wirken. Der Moment ist nicht flüchtig. Der Moment ist immer. Flüchtig ist unsere Achtsamkeit dem Moment gegenüber.

Fischer geht zum Strand.
Fischt mich das Glück?

Die zwei Strömungen der Achtsamkeit: Westliche und östliche Tradition

Achtsamkeitsarbeit hat ihre Wurzeln sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Tradition. Beiden Strömungen bieten unterschiedliche Perspektiven und Ziele:

  • Westliche Tradition: Hier steht die Förderung des persönlichen Wohlergehens im Vordergrund. Achtsamkeit fliesst in therapeutische Ansätze wie die Gestalttherapie ein, wo der Fokus auf der Selbstwahrnehmung und der persönlichen Entwicklung liegt.
  • Östliche Tradition: In dieser Sichtweise wird der Körper als Sitz von Weisheit und Wissen gesehen. Es geht darum, das Erleben des Körpers zu beobachten und wahrzunehmen, was er uns mitteilt. Jon Kabat-Zinn, der Begründer der Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR), ist eine zentrale Figur in dieser Tradition. Seine «sieben Säulen der Achtsamkeit» bieten wertvolle Einsichten und Techniken, um Achtsamkeit im Alltag zu integrieren. Die sieben Säulen der Achtsamkeit sind: nicht urteilen, Geduld, Anfängergeist, vertrauen, nicht streben, Akzeptanz, loslassen.

Formelle vs. informelle Achtsamkeit: Techniken und Haltungen

Ein wesentlicher Unterschied in der Praxis der Achtsamkeit liegt zwischen formellen und informellen Ansätzen:

  • Formelle Achtsamkeit: Diese umfasst spezifische Techniken und Praktiken wie Meditation, Body Scan, autogenes Training, Atemtechniken und die Neomentum exklusive Methodik Imaginationsgeleitete Intervention IGI®. In der formellen Achtsamkeit übe ich gezielt, um Veränderungen zu erreichen und meine Achtsamkeit zu schulen.
  • Informelle Achtsamkeit: Diese Haltung zum Leben erfordert, dass wir dem aktuellen Moment und unserem Erleben Raum geben. Es geht darum, die «Was kommt als Nächstes»-Haltung abzulegen und im Hier und Jetzt zu sein.
Frau in den Dünen.
Den Momenten Raum geben.

Formelle Achtsamkeit lernen

Wie bei jeder Fähigkeit gilt auch hier: üben, üben, üben. Techniken und Praktiken der formellen Achtsamkeit zu erlernen, ist ein Prozess, der Zeit und Aufmerksamkeit benötigt. Stellen sich erste Erfolge ein, merken Sie: Achtsamkeit kann vielfältig eingesetzt werden – zur persönlichen Heilung, Entspannung und Unterstützung von Veränderungen, indem Körper und Emotionen in Coaching- und Therapieprozesse mit einbezogen werden.

Ich setze Achtsamkeit ein, um Menschen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu vermitteln. Der erste Schritt besteht darin, zu erkennen, dass ich Einfluss darauf habe, wie es mir geht. Dies kann sich transformierend anfühlen. In einem weiteren Schritt kann Achtsamkeit auch zur Verarbeitung einschneidender Erfahrungen, oft auch von Trauma, genutzt werden. Hierbei kommt die spezifische Technik der Imaginationsgeleiteten Intervention (IGI)® zur Anwendung, die ich in einem zukünftigen Artikel zur Traumabehandlung näher erläutern werde.

Bei der Methode Imaginationsgeleitete Intervention (IGI)® handelt es sich um eine einfache, unmittelbar und jederzeit anzuwendende Methode, welche es dem Nutzer erlaubt, selbstgesteuert die Reaktion auf einen Auslöser zu verändern.

Mir ist vor allem wichtig, Klienten Methodiken mit auf den Weg zu geben, die sie im Alltag einfach einsetzen können. Im Gespräch mit mir ist es leichter, sich stark und ruhig zu zeigen. Die Methodik muss im Alltag greifen. Also dort, wo Stressmomente konkret entstehen. Wichtig ist auch, Achtsamkeitsübungen häufiger in kleinen Schritten zu wiederholen, als sich in grossen zeitlichen Abständen intensiv damit zu befassen.

Informelle Achtsamkeit: Lernen von Kindern – Die Kunst des Staunens und des gegenwärtigen Moments

Ein wichtiger Aspekt der Achtsamkeit ist die Fähigkeit, wie ein Kind zu staunen und im Moment zu sein. Kinder leben im Hier und Jetzt und nehmen die Welt mit offenen Augen wahr. Diese kindliche Perspektive können wir wiederentdecken, um unsere Achtsamkeit zu vertiefen.

Automatismen durchbrechen, Handlungsspielräume erweitern

Ziel aller Methoden ist die absichtsvolle, nicht wertende Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment. In der Therapie und im Coaching hilft Achtsamkeit, automatische Reaktionsmuster zu erkennen, die Emotionsregulation zu verbessern und Handlungsspielräume zu erweitern.

Wenn wir lernen, aus den üblichen Reiz-Reaktion-Mechanismen auszubrechen, können wir ein selbstbestimmteres Leben führen. Kurzfristig heisst das, ein Stressmoment muss nicht weitere negative Erinnerungen heraufbeschwören und so eine Negativspirale in Gang setzen.

Langfristig kann die Achtsamkeitsarbeit festgefahrene Negativerlebnisse lösen. Beruflich bedingter Stress und Schlafstörungen zum Beispiel lassen sich gut mit Achtsamkeitsarbeit reduzieren, ebenso Panikattacken1. Auch als Rückfallprophylaxe bei Depression2 kann Achtsamkeitsarbeit erfolgreich eingesetzt werden.

Achtsamkeit – voll eso und alles easy?

Achtsamkeit ist kein Dämmerzustand. Unsere Leben können aufregend, fordernd und bunt sein. Immer Ruhe im Kopf zu haben, ist nicht lebensnah. Es geht um die Beobachtung der inneren Vorgänge ohne Urteil. Die Gedanken werden weiterhin kommen. Aber unsere Reaktion darauf ändert sich. Wir werden nicht vereinnahmt, ja fast gelenkt.

Den inneren Frieden zum Ziel haben, ist nicht esoterisch. Es soll Ihnen gut gehen und dafür eignet sich die Achtsamkeitsarbeit wunderbar und findet in der Psychotherapie fundierte Anwendungen.

Fazit: Achtsamkeit als Weg zu innerem Frieden und persönlichem Wachstum

Achtsamkeit ist ein kraftvolles Werkzeug, das vor allem zu Beginn des Weges der Achtsamkeit Zeit und Engagement erfordert. Es ist eine Reise, die uns hilft, das Bewusstsein für unsere Gedanken, Körperreaktionen und Emotionen zu schärfen. Indem wir Achtsamkeit in unser Leben integrieren, fördern wir nicht nur unser persönliches Wohlbefinden, sondern auch unsere Fähigkeit, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Lassen Sie uns gemeinsam diesen Weg der Achtsamkeit beschreiten und die transformative Kraft der Selbstfürsorge entdecken.

Tipp: Mehr zu diesem Thema erfahren Sie auch im Artikel «Selbstbestimmung im Alltag».

Streaming-Tipp: Jon Kabat-Zinn im Gespräch mit Barbara Bleisch in SRF Kultur Sternstunden zur Frage «Ist Achtsamkeit die neue Glücksformel?».


  1. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23796855/ ↩︎
  2. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27119968/ ↩︎

Vorheriger Beitrag
Einsamkeit verstehen: die psychologischen Auswirkungen und Wege zur Heilung

Related Posts

Es wurden keine Ergebnisse gefunden.